Zu Beginn der Corona-Pandemie versuchte man mit der Unterbrechung des Flugverkehrs nach China und die Abriegelung von Wuhan die Verbreitung zu verhindern. Obwohl wir wissen, dass das nicht funktioniert hat, sind noch immer viele Beschränkungen in Kraft und es werden sogar immer wieder Verschärfungen vorgeschlagen. Quelle.

Die Bezeichnung Pan-demie legt aber nahe, dass das Virus jeweils beidseits der Staatsgrenzen angelangt ist. Tatsächlich betrifft das auch verschiedene Virus-Mutationen.

Quelle: Wikimedia

Angesichts einer bereits weltweiten Verbreitung etwa von B117 scheint die Forderung nach einer Grenzsperre zwischen Tirol Bayern allerdings eher eine populistische Ansage von Politikern und Virologen zu sein, die jedenfalls aktuellen Erkenntnissen zu B117 widersprechen. Graham et al. schreiben: „We found no evidence for changes in reported symptoms, disease severity and disease duration associated with B.1.1.7. “ Quelle.

Sind offene Grenzen wirklich ein Risiko?

Schauen wir uns das an einem Beispiel anhand der Daten von 2020 an. (Ein Modell mit dem man andere Beispiele rechnen kann findet sich hier).

Zwei Wochen Urlaub im Süden

Nehmen wir an, Sie sind im Vorjahr zwei Wochen nach Italien oder in die Dominikanische Republik gereist und sind danach nach Österreich zurückgekommen.

Hätten Sie vom Urlaub ein Risiko zurückgebracht?

Vergleichen wir die Zahlen.

  • Anzahl der Fälle pro Jahr und pro Million Einwohner
  • Italien: 35000
  • DomRep: 15700
  • Österreich: 40000

Quelle

  • Risiko sich während eines Jahres anzustecken:
  • Italien: 3,5%
  • Domrep: 1,57%
  • Österreich: 4%
  • Risiko, sich pro Tag anzustecken:
  • Italien: 0,01%
  • Domrep: 0,0043%
  • Österreich: 0,011%

Wie hoch ist das Risiko, das von Einreisenden mit negativem Test ausgeht?

Bei Einreise nach Österreich braucht man von fast allen Ländern einen negativen PCR Test.

Bei Einreise mit 48h altem negativen Test, besteht das Risiko, dass man sich nach dem Test noch in diesen 2 Tagen angesteckt hat. Ausserdem gibt es bei Ansteckung in den 2 Tagen vor dem Test eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dass der Test noch nicht anschlägt. Also geht es um ein Zeitfenster von vier Tagen in denen man sich vor der Einreise noch anstecken könnte.

Die Wahrscheinlichkeit trotz negativem Test eine Erkrankung einzuschleppen bzw. als potenzieller Überträger einzureisen, hätte 2020 im Schnitt für die Einreise von

  • Italien: 4*0,01% also 0,04%
  • Domrep: 4*0,0043 also 0,0172%

betragen.

Ist das jetzt ein hohes Risiko?

Um diese Frage zu beantworten berechnen wir die Wahrscheinlichkeit für Durchschnitts-Österreicher die ohne aktuellen Test zu Hause geblieben sind, an diesem Einreisetag infektiös zu sein.

Nach dieser Quelle des amerikanischen NIH sind Infizierte in etwa 8,5 Tage ansteckend. D.H. Wenn man an einem bestimmten Tag ansteckend ist, dann hat man sich in einer Zeitspanne von 8,5 Tagen vor der Inkubationszeit angesteckt bzw. sind Ansteckungen davor nicht mehr und solche danach noch nicht relevant. Für den Durchschnitts-Österreicher, der 2020 im Inland blieb und keinen negativen Test hatte, bestand daher im Schnitt ein

  • Risiko 8,5*0,011=0,09%

am gleichen Tag krank zu sein an dem unser Reiserückkehrer heimgekommen ist. Damit ergibt sich nach diesen Zahlen ein Ergebnis, das Verfechter von Reisebeschränkungen überraschen dürfte.

Haben Reiserückkehrer mit negativem PCR Test 2020 im Schnitt tatsächlich weniger Menschen angesteckt, als Dableiber?

Nun könnte man die Frage stellen: ist die Anzahl der Fälle pro Million Einwohner von der die obige Rechnung ausgeht im Ausland nur deshalb niedriger, weil dort weniger als in Österreich getestet wird? Ist dort in Wahrheit die Dunkelziffer höher als bei uns? Das würde natürlich das Risiko bzw. die Wahrscheinlichkeit, bei der Rückreise infiziert zu sein, erhöhen.
Nach dieser Quelle wird aber in Italien und Österreich etwa gleich viel getestet. Die Dunkelziffer dürfte daher etwa gleich hoch sein.

  • Tests pro 1000 Einwohner pro Jahr
  • Italien: 430
  • Österreich: 420
  • Domrep: 80

Deutlich weniger getestet wurde hingegen in der Dominikanischen Republik. Allerdings ist in dort auch die Anzahl der Toten pro Million Einwohner wesentlich niedriger als in Österreich oder

  • Tote mit positvem PCR Test pro Jahr und pro einer Million Einwohner
  • Italien: 1200
  • Österreich: 700
  • Domrep: 220

Wenn man davon ausgeht, dass auch in der Dominikanischen Republik alle schwer Kranken mit entsprechenden Symptomen auf Covid-19 getestet werden, dann spricht die geringere Zahl an Toten auch gegen eine wesentlich höhere Dunkelziffer. Aber selbst wenn diese tatsächlich 5mal höher wäre als in Österreich, gilt dieses Ergebnis:

Ein Reiserückkehrer – zumindest aus Italien oder der Dominikanischen Republik – mit negativem Test stellt ein niedrigeres Risiko für die Allgemeinheit dar, als ein Dableiber.

Also kann man ausgehend von den obigen Daten und Überlegungen sagen: gute Reise und kein Grund für ein schlechtes Gewissen!

Hingegen bleibt die Frage offen:

Wie wurde die Verordung begründet, dass Reiserückkehrer trotz negativem PCR Test in Quarantäne müssen?