Update 17.8. 2021: Verweis auf neue Pfizer Studie zur Gesamtsterblichkeit.


Es zeichnet sich per Anfang August 2021 ab, dass sich bei uns etwa 30%-35% der Menschen nicht oder noch nicht impfen lassen wollen. Quelle: ourworldindata.org .

Von verschiedenen Seiten wird ins Treffen geführt, dass man die Impfquote erhöhen müsse, weil 65% nicht für eine Herdenimmunität sorgen könnten. Man geht davon aus, dass die derzeit vorherrschende Delta Variante ansteckender wäre und daher 85% Impfquote nötig wäre. Dazu werden unterschiedlichste Maßnahmen diskutert.

Ist eine Impfpflicht ethisch vertretbar oder gar zu fordern?

Gewisse Tageszeitungen fordern immer unverhohlener Zwangsmaßnahmen gegen Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, obwohl der Europarat bereits im Jänner eine Impfpflicht abgelehnt hat,

Der Europarat hat am 21.1.2021 auch die Impfpflicht durch sozialen Druck abgelehnt:

„ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so“

https://pace.coe.int/en/files/29004/html

In der Vergangenheit gab es in Österreich nur eine Impfpflicht gegen Pocken. Diese wurde 1939 von den Nationalsozialisten eingeführt. Das war 140 Jahre nach der ersten freiwilligen Impfung in Österreich. Eine derart lange Erprobungszeit gibt es bei den Covid-19 Impfstoffen nicht.

Die Covid-19 Impfstoffe haben nur eine bedingte Zulassung der Europäischen Arzeneimittelbehörde EMA . Die Entwicklung befindet sich in Phase IV „Extended Clinical Trial“ des Zulassungsverfahrens.

Eine endgültige Zulassung ist 2023/2024 möglich, wenn es den Herstellern bis dahin gelingt, notwendige Daten nachzuliefern. Es kann aber auch sein, dass die endgültige Zulassung abgelehnt wird.

Im Fall der Covid-19 Impfstoffe muss daher die Frage ergänzt werden:

Ist es ethisch vertretbar, Menschen zu einer Impfung mit einem bedingt zugelassenen Impfstoff zu verpflichten?

Die Frage ist, ob die Impfkampagne ein medizinisches Experiment darstellt.

Da die Phase IV des Zulassungsverfahrens das Ziel hat, zu klären, ob die Impfstoffe endgültig zugelassen werden können ist diese „Trial“ Phase eindeutig mit einer Forschungsfrage verbunden. Bzw. wäre sie nicht nötig, wenn es keine offenen Fragen mehr gäbe.

Zitat aus einem EMA Dokument zum Biontech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty (bei allen bedingten Zulassungen ist es ähnlich) : „Um die … Sicherheit von Comirnaty zu bestätigen, … den endgültigen klinischen Studienbericht für die randomisierte, placebokontrollierte, beobachterblinde Studie C4591001vorlegen. Termin:12/2023 Quelle: https://www.ema.europa.eu/en/docume…ion_en.pdf

Wir müssen daher die Frage noch einmal ergänzen.

Ist es ethisch vertretbar, Menschen zur Teilnahme an einem medizinischen Experiment zu verpflichten?

Der Verhaltenskodex der österreichischen Ärztekammer: https://www.arztnoe.at/fileadmin/Da…skodex.pdf stützt sich auf die Helsinki Deklaration: https://www.bundesaerztekammer.de/f…190905.pdf des Welt-Ärztebundes. Diese schließt in Punkt 25 die zwangsweise Teilnahme an medizinischen Versuchen explizit aus.

Anlass für die Entwicklung der Helsinki-Deklaration, waren die Erkenntnisse und schlimmen Erfahrungen aus dem zweiten Weltkrieg, die im Nürnberger Ärzteprozess aufgearbeitet wurden.

Ist es moralisch vertretbar, die Impfung abzulehnen?

Zuallererst hat jeder Mensch Verantwortung für seine eigene Gesundheit und sein eigenes Leben. Die meisten Religionen lehnen deshalb Selbstmord und sogar passive Sterbehilfe ab. Wenn man dieser Argumentation folgt, hängt es zuallererst von der Wirkung auf die eigene Gesundheit und das eigene Leben ab, ob es vertretbar ist, die Impfung abzulehnen.

Die eigene Gesundheit und das eigene Leben

Es ist daher moralisch auf jeden Fall vertretbar die Impfung abzulehnen, wenn sie inklusive aller Nebenwirkungen und inklusiver aller guten Wirkungen meiner Gesundheit mehr schadet als nützt oder mein Leben eher verkürzt als verlängert.

Die Tatsache, dass die Impfung wahrscheinlich vor einem schweren Verlauf und Tod schützt, bedeutet nicht, dass sie automatisch einen Gewinn für meine Gesundheit bringt, weil sie mir mit Nebenwirkungen schaden könnte.

Zum Zeitpunkt der bedingten Zulassung der vier ersten Impfstoffe, waren nur wenige ernste Nebenwirkungen bekannt, die auch als selten eingestuft waren.

Seither sind eine Reihe weiterer Nebenwirkungen bekannt geworden, die auch offiziell in die Packungsbeilage eingefügt werden mussten (z.B.: Gesichtslähmung, Herzmuskelentzündung bei Pfizer/Biontech oder Blutgerinnsel, Nervenentzündungen bei Johnson&Johnson Janssen )

Neben den mehr oder weniger bekannten, offiziell anerkannten Risiken gibt es Theorien über weitere ernste Nebenwirkungen, die auftreten könnten. Die „Doctors for Covid Ethics„, eine Vereinigung von Ärzten aus über 30 Ländern, warnt davor in einem Brief an die EMA (Deutsche Übersetzung).

Die Vorhersage dieser Risiken ist schwierig. Einerseits weil offenbar noch nicht alle Nebenwirkungn bekannt sind und andererseits die Abschätzung deren Häufigkeit nur eine grobe Schätzung sei kann. So gibt die EMA in der Packungsbeilage für Pfizer/Biontech an:

„Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar“ .

Quelle: Packungsbeilage , S. 30

Statistische Ermittlung des Risikos für die eigene Gesundheit

Man könnte statistisch feststellen, ob Menschen meiner Altersgruppe als Geimpfte

  • mehr oder weniger Krankenstandstage haben (je Erwerbstätigen)
  • mehr oder weniger Spitalsaufenthaltstage haben und
  • mehr oder weniger häufig sterben

Leider sind mir noch keine Statistiken bekannt, die diesen Vergleich zulassen . Es gibt zwar solche Vergleiche für PCR Positive bzw. Covid-19 Patienten, aber das umfasst weder Impfnebenwirkungen noch mögliche Auswirkungen von Long Covid .

Einen Hinweis, wie dieser Vergleich ausgehen könnte, liefern Daten vom Impfstoffhersteller Pfizer (Studie läuft im Rahmen der Clinical trials noch bis 2023) die derzeit als Preprint vorliegen:

Pfizer hat über 6 Monate eine Doppelblind-Studie mit ca. 44000 Personen durchgeführt. Etwa die Hälfte sind mit Comirnaty geimpft worden, die andere Hälfte bekam ein Placebo. Der Altersmedian war in beiden Gruppen gleich.

In diesen 6 Monaten sind
1 Geimpfter an Covid-19 Lungenentzündung verstorben und
2 Ungeimpfte an (oder mit?) Covid-19

Insgesamt sind aber:
15 Geimpfte (ggf. auch an Nebenwirkungen der Impfung) verstorben und
14 Ungeimpfte (darunter eine vermisste Person)

Quelle Beilage zur Studie , Tabelle S4

Wegen der geringen Anzahl der Verstorbenen sind Verallgemeinerungen allerdings mit einem hohen Unsicherheitsfaktor belegt.

Die Gesundheit Anderer

Es besteht keine moralische Verpflichtung, anderen Menschen zu helfen, wenn dadurch das eigene Leben oder die eigene Gesundheit in Gefahr gerät. Man kann etwa niemanden moralisch zu einer Organspende verpflichten. Es gibt nicht einmal eine Pflicht zur Blutspende, die ja neben dem Nadelstich und Zeitaufwand nur wenige Nachteile für den Spender hat.

Warum wird Zwangsimpfung von Betroffenen als Folter empfunden?

Die meisten Menschen, die sich für die Impfung entschieden haben, vor allem jene, die sie freudig erwartet haben, können sich nicht vorstellen, wie es den Betroffenen gehen würde, wenn sie zwangsweise geimpft werden.

Ihnen sei ein Vergleich ans Herz gelegt:

Stellen Sie sich vor, sie haben Flugangst und werden trotzdem gezwungen ein Flugzeug zu besteigen.

Sie wüßten auch, dass sie den Rest ihres Lebens in diesem Flugzeig verbringen müßten. Ausserdem haben sie gehört, dass der Hersteller des Flugzeugs sagt, er könne für nichts garantieren und er lehne jede Haftung ab.

Selbst wenn es bewiesen ist, dass das Risiko von Nebenwirkungen der Covid-19 Impfungen wirklich niedrig ist, wird es – wie bei Flugangst – trotzdem Menschen geben, die große Angst vor negativen Folgen der Impfung haben. Diese Angst ist für die Betroffenen real, selbst wenn sie objektiv nicht gefährdet wären.

Im Artikel 5 der Menschenrechtserklärung ist definiert: „Verboten ist jedwede Form einer grausamen, unmenschlichen …. Behandlung. Dies umfasst auch … Maßnahmen der psychischen Folter – einschließlich Scheinhinrichtungen …“

Während eine Scheinhinrichtung rasch als Schein erkannt wird, kann die Angst vor schlimmen Nebenwirkungen Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre lang quälen, wenn man an langfristige Spätfolgen glaubt.

Das absichtliche Quälen von Menschen ist Folter und daher unmoralisch und verboten.

Würde eine 100%ige Impfquote die Pandemie beenden?

Die derzeit verfügbaren Impfstoffe verleihen keine sterile Immunität. Das bedeutet, dass sich auch Geimpfte infizieren und erkranken können. Die Hersteller versprechen nur Schutz gegen schweren Verlauf und Tod.

Stecken sich Geimpfte häufig an?

Amtliche Daten aus Island zeigen, dass sich Geimpfte wahrscheinlich ebenso häufig anstecken wie Ungeimpfte.

Quelle: https://www.covid.is/data

In Island sind nach Ourworldindata 75% der Bevölkerung voll geimpft. Am 12.8.2021 war deren Anteil unter den neuen Fällen 68% . Also in etwa in der gleichen Größenordnung. Dabei muss man beachten, dass Geimpfte seltener getestet werden und daher symptomlose Fälle unter Geimpften in der Statistik fehlen, bei Ungeimpften aber enthalten sind.

Die Daten aus Island werden durch Berichte aus England bestätigt. Es sind dort 47% der neuen Fälle Geimpfte. Zu diesem Zeitpunkt waren in England 52% voll geimpft.

Quelle Daily Mail, 15.7.21

Nach den in diesem Blog präsentierten Zahlen aus Israel, waren dort in der ersten Augustwoche 2021 84,4% Geimpfte unter den neuen Fällen, bei einer Impfquote von 84,8%.

In Österreich soll es viel weniger Impfdurchbrüche geben, wie kann das sein?

Von der AGES in Österreich wurden per 3.8.21 (Quelle: Der Standard ) nur insgesamt 1656 Geimpfte als infiziert gemeldet. Das sind nur 0,6% aller Fälle in 2021. Das wäre nur 1/100 des Anteils in Island. Die Differenz ist jedoch erklärbar:

  • Weiter schreibt Der Standard: „Wobei hier anzumerken ist, dass von den Gesamtinfizierten viele Menschen gar keine Symptome entwickelten, bei den Impfdurchbrüchen aber nur die Fälle mit Symptomen gerechnet werden. Flächendeckende Tests gibt es für diese Gruppe nicht. Das lässt den Schluss zu, dass die tatsächliche Zahl der Impfdurchbrüche deutlich höher ist.“
  • Bei den Zahlen der AGES handelt es sich um aufkumulierten Zahlen. Diese sind mit die täglichen Fallzahlen aus Island, England und Israel nicht direkt vergleichbar, weil sie auch Zeiträume umfasst in der praktisch noch niemand geimpft war.
  • Der Impfstatus wird in den Testcentern nicht abgefragt. Aber Geimpfte gehen ohnehin kaum zum Testen. So sind bei den Geimpften nur die schwereren symptomatischen Fälle erfasst. Die

Bei den täglich neuen Fällen gibt es in Österreich leider keine regelmäßige Unterscheidung nach Geimpften und Ungeimpften, wie in Island. Laut dem zitierten Artikel im Standard wird der Impfstatus in Österreich leider auch nicht bei Hospitalisierungen erhoben. Mir ist nur dieser Zeitungsbericht aus dem Juli 2021 bekannt, der aber im Wesentlichen die Zahlen aus Island bestätigt (43% Geimpfte unter den neuen „Fällen“ in Niederösterreich, bei damals 50% Impfquote).

Stecken Geimpfte andere Menschen an?

Geimpfte entwickeln ebenso eine entsprechende Menge an Viren.

Die britische Gesundheitsbehörde Public Health England, PHE stellt im PHE Technical Briefiing 20 fest, dass Geimpfte und Ungeimpfte etwa gleich ansteckend sind:

„PCR-Zyklusschwellenwerte (Ct) aus routinemäßig durchgeführten Tests in England zeigen, dass die Ct-Werte (und folglich die Viruslast) bei ungeimpften und geimpften Personen ähnlich sind.“

PHe, ÜbErsetZung tkP.AT

“You can make a reasonable assumption that vaccinated people can transmit the virus just like unvaccinated people can”

Anthony Fauci, Washington Post 28.7.21.

Es ist anzunehmen, dass sich Geimpfte eher in Sicherheit wiegen und sich erst dann testen lassen wenn sie schon deutliche Symptome zeigen. Ungeimpfte müssen sich aufgrund der 3G Regeln in Österreich öfter und damit frühzeitiger testen lassen als Geimpfte. Sie gehen daher wahrscheinlich schon früher und mit einer niedrigeren Viruslast in Quarantäne als Geimpfte.

Geimpfte könnten also sogar mehr Andere anstecken als Ungeimpfte.

Dass Geimpfte dann meist einen milderen Verlauf und deshalb auch eine kürzere Krankheitsdauer haben, spielt für die Weitergabe des Virus wahrscheinlich kaum eine Rolle, weil zu diesem Zeitpunkt beide Gruppen in Quarantäne sind und dann ohnehin kaum mehr jemanden anstecken.

Eine Herdenimmunität ist nicht erreichbar wenn sich auch Geimpfte anstecken und andere infizieren.

Sind Länder mit einer hohen Impfquote besser dran?

Aktuell läßt sich keine Korrelation zwischen Impfquote und Fallzahlen beobachten.

Auch bei den Verstorbenen zeigt sich ein uneinheitliches Bild.


Was ist das Fazit?

Ich denke die Dinge liegen klar auf der Hand:

  • Für eine Impfung, die hauptsächlich dem Selbstschutz dient, gibt es keine moralische Verpflichtung.
  • Ein Impfzwang widerspricht Menschenrechten , ist daher unmoralisch und strikt abzulehnen.
  • Er hat auch keine sachliche Begründung, denn wahrscheinlich würde eine höhere Impfquote am Verlauf der Pandemie wenig ändern und eine Eliminierung des Virus erscheint zumindest mit den heutigen Impfstoffen unmöglich.

Was meinen Sie? Hinterlassen Sie einen Kommentar!